Alpenverein - eine kurze Standortbestimmung
Wozu braucht man eigentlich einen Alpenverein so weit weg von den Alpen?
Das mag sich so mancher fragen, wenn er uns zum ersten Mal in der norddeutschen Tiefebene wahrnimmt. Das Kerngeschäft des Alpenvereins war und ist das gemeinsame Abenteuer in und mit der Natur. Natursportarten sind seit vielen Jahren enorm angesagt. Je stärker unser Alltag an Bewegung und Naturerleben verarmt, desto stärker boomen sämtliche Bereiche des Outdoor- und Bergsports.
In dem Buch "Zur Psychologie des Bergsteigens" von Ulrich Aufmuth findet sich zu diesem Umstand folgendes:
Unsere modernen Lebensabläufe haben zahlreiche elementare Erlebnismöglichkeiten zum Aussterben gebracht oder zur seltenen Ausnahme werden lassen, und zwar deswegen, weil sie für das Funktionieren im modernen Lebenskontext überflüssig oder sogar hinderlich sind. Mit Zwangsläufigkeit schafft das Alltagsleben in der modernen Leistungsgesellschaft Mangelerscheinungen seelischer Natur. An bestimmten Punkten laufen unsere menschlichen Entfaltungsmöglichkeiten gewissermaßen ins Leere, wodurch schwerwiegende und chronische Defizite des Selbsterlebens entstehen. Pointiert ausgedrückt: Wir laufen in unserem Alltagsdasein in gewisser Hinsicht halbtot herum oder halblebendig, wie man es lieber sehen mag. Von unserem gesamten Verhaltenspotential werden nurmehr bestimmte Bereiche noch gefordert und in Schwung gehalten, vorzugsweise die sogenannten „höheren“, „geistigen“ Persönlichkeitssektoren. Die sonoren Grundakkorde unseres Gefühlslebens, die zutiefst verankert sind in unserer leiblichen Natur, sie klingen hingegen kaum mehr an.