Bericht: Prüfungskurs zum Trainer-C Bergsteigen im Stubai (Markus Smetan)

Mit Mut zur Lücke durch die Prüfung

Nachdem ich im Vorjahr den Zulassungslehrgang im Verwall bestanden hatte, musste ich mich nun der großen Prüfung stellen. Zunächst besorgte ich das große Ausbildungshandbuch, um mich ein wenig einzulesen. Die zu lernenden Kapitel waren in der großen E-Mail aus München aufgeführt. So eine E-Mail hat Seltenheitswert, denn es wurden gleich 6 Anhänge mitgeschickt. Also war noch viel zu tun bis zur Abreise. Meine Ausrüstung musste erst einmal auf den neusten Stand gebracht werden, denn im Zulassungslehrgang im letzten Jahr wurde einiges be-anstandet. Alterungsprozesse beim Material gehören ja schließlich auch zum Kapitel Ausrüstung, dass zu lernen war. Als schließlich alles soweit hergerichtet war, bestieg ich in diesem Jahr die Bahn zur umweltfreundlichen Anreise. Ab Garmisch ging es dann in Fahrgemeinschaft (zu zweit) über Innsbruck ins Stubaital. Vorher stieg noch ein weiterer Bergkamerad in Mittenwald zu. In Neustift wartete dann noch unser vierter Kursteilnehmer, mit dem wir dann zusammen zur Oberrissalm fuhren, für den anschließenden einstün-digen Aufstieg zur Franz-Senn-Hütte. Ja wir waren nur zu viert in diesem Lehrgang mit einem Ausbilder-Bergführer. Die Ausbildungsinhalte wurden immer so verteilt, dass man zur jeweiligen Wettersituation den entsprechenden Inhalt „durchzog“ – eine sinnvolle Strategie. So kam es, dass wir zunächst bei unbeständigem Wetter noch keine Ausbildungstouren unternahmen, sondern hüttennah einfache Selbst- und Partnerbergetechniken einübten, bzw. den Hütten-Klettersteig begingen. Am dritten Tag suchten wir einen der weit entfernten Gletscher zur Spaltenbergung auf, um diesen Teil abzuprüfen. Ja vor über 100 Jahren stand die Franz-Senn-Hütte noch nah am Eis, heute muss man leider schon 2 - 3 h mit 1000 hm laufen, bevor man hochalpine Eislandschaften zu Gesicht bekommt. Diesem Umstand war es zu verdanken, dass wir keinen lohnenden Gipfel innerhalb des Lehrganges machen konnten. Am folgenden Schlechtwettertag stand die umfangreiche Theorieprüfung an. Ich war überrascht, dass ich 7 (!) Din A 4 Seiten zur Bearbeitung vorgelegt bekam. Da waren die 75 min Prüfungszeit schon knapp bemessen. Es ging gut los, ich wusste viel. Aber im letzten Kapitel musste ich die Lücke“ büßen - Null Punkte in Orientierung. Hatte ich nicht, wie die anderen Kapitel auf der Hütte nachgelernt. Trotzdem – insgesamt reichte es die Theorieprüfung zu bestehen. Am nächsten Tag war noch die Führungstour zu bestehen. Wir vier Bergsteiger-Aspiranten teilten uns verschiedene Etappen innerhalb der Tour. Ich musste einmal im Aufstieg und noch einmal im Abstieg führen, alles ohne Seiltechnik. Da ich mich nicht groß verlaufen habe, war dieser Teil auch nicht schwer, obwohl ich ja mit Karte und Kompass zumindest in der Theorie versagt habe. Nachmittags wurde dann im 4-Augengespräch mit dem Bergführer die Gesamtauswertung vorgenommen. Ergebnis war „Bestanden mit Abstrichen“: Selbstrettung war gelungen, Spaltenbergung nicht so, Theorie auch und die Abschlusstour ebenso. Damit war der Gesamtlehrgang bestanden. Ende gut - alles gut! Die Nachricht ging dann gleich per WhatsApp nach Mallnitz, wo unser Hüttenjubiläum gefeiert wurde. Für mich ging es dann über 2 Tage im Wilden Kaiser wieder per Bahn nach Hause.

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